Hier soll es einmal mehr um Genauigkeit gehen. Denn mit der Präzision hängt unmittelbar das Vertrauen in die Messergebnisse zusammen. Wenn man Zweifel an den Ergebnissen hat, fällt es schwer, die Möglichkeiten, die viele Laserentfernungsmesser bieten, auszuschöpfen.
Was macht man im Fall so einer Unsicherheit? Man misst mit dem Meterstab oder einem Messband nach.
Wie kontrolliert man einen Laserentfernungsmesser?
Manche Hersteller von Distanzmessgeräten raten dazu, hin und wieder die Genauigkeit des Messwerkzeugs wie nachfolgend beschrieben zu überprüfen:
- Man wähle eine Messstrecke, deren Länge dauerhaft unveränderlich ist und im Bereich von 3 bis 10 Meter liegen sollte. Die Messungen sollen unter günstigen Bedingungen (Innenraum, glatte und gut reflektierende Zielfläche) durchgeführt werden.
- Die Strecke soll in Folge 10 mal gemessen werden.
Je nach Gerät sollte die Abweichung der einzelnen Messungen vom Mittelwert nicht mehr als wenige Millimeter betragen. Man sollte die Messungen protokollieren, damit später die Genauigkeit verglichen werden kann.
Ist ein Zollstock oder Messband zur Kontrolle geeignet?
Natürlich kann man die Messung mit einem Meterstab oder einem Massband kontrollieren. Dadurch stellt man schnell fest, ob die Distanz in etwa stimmen kann.
An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass Zollstöcke und Messbänder in verschiedene Genauigkeitsklassen eingeteilt sind und natürlich auch nicht absolut exakt messen. Zollstöcke, die man als Werbegeschenk erhält, gehören bestenfalls der Genauigkeitsklasse III an. Diese Klasse ist in der Regel auf dem ersten Segment des Meterstabs vermerkt.
In einem anderen Beitrag haben wir darauf hingewiesen, dass man auch präzisere Zollstöcke der Genauigkeitsklasse II kaufen kann. Wir kennen keine, die auf die Genauigkeitsklasse I „geeicht“ sind.
Die Genauigkeitsklassen sind in der „Richtlinie 2004/22/EG des Europäischen Parlaments und Rates vom 31. März 2004 über Messgeräte“ definiert. Im „Anhang MI-008 Massverkörperungen“ finden sich die Anforderungen an Messbänder.
Die Fehlergrenzen werden (ob positiv oder negativ in mm) werden durch die Formel a + bL ausgedrückt. Dabei ist L die auf den nächsten Meter aufgerundete Grösse der zu messenden Länge und die Werte für a und b sind der folgenden Tabelle zu entnehmen:
Genauigkeitsklasse | a [mm] | b |
I | 0.1 | 0.1 |
II | 0.3 | 0.2 |
III | 0.6 | 0.4 |
Wenn man die obige Formel auf typische Längen anwendet, so erhält man die folgenden Toleranzgrenzen für die drei Genauigkeitsklassen.
Klasse I |
Klasse II |
Klasse III |
|
Formel für Toleranz |
0.1 + 0.1*L |
0.3 + 0.2*L |
0.6 + 0.4*L |
Länge L in m |
Toleranz in mm± |
Toleranz in mm± |
Toleranz in mm± |
1 |
0.2 |
0.5 |
1.0 |
2 |
0.3 |
0.7 |
1.4 |
3 |
0.4 |
0.9 |
1.8 |
4 |
0.5 |
1.1 |
2.2 |
5 |
0.6 |
1.3 |
2.6 |
6 |
0.7 |
1.5 |
3.0 |
7 |
0.8 |
1.7 |
3.4 |
8 |
0.9 |
1.9 |
3.8 |
9 |
1.0 |
2.1 |
4.2 |
10 |
1.1 |
2.3 |
4.6 |
15 |
1.6 |
3.3 |
6.6 |
20 |
2.1 |
4.3 |
8.6 |
25 |
2.6 |
5.3 |
10.6 |
30 |
3.1 |
6.3 |
12.6 |
35 |
3.6 |
7.3 |
14.6 |
40 |
4.1 |
8.3 |
16.6 |
45 |
4.6 |
9.3 |
18.6 |
50 |
5.1 |
10.3 |
20.6 |
Im Rahmen unserer Tests haben wir mit vier verschiedenen Laser-Entfernungsmessern jeweils 10 Durchgänge der gleichen Messung durchgeführt. Wir haben die Messgeräte in der folgenden Tabelle anonymisiert dargestellt. Wir wissen schliesslich nicht, ob die von uns getesteten Geräte typische Resultate für die entsprechenden Laserentfernungsmessertypen liefern. Es könnte durchaus sein, dass unsere Geräte besonders gute oder schlechte Ergebnisse gemessen haben.
Datum: |
26.04.2014 |
26.04.2014 |
26.04.2014 |
26.04.2014 |
||
Gerät: |
Gerät 1 |
Gerät 2 |
Gerät 3 |
Gerät 4 |
||
Messung | Einheit |
ISO 16331-1 |
ISO 16331-1 |
|||
1 |
m |
4.040 |
4.039 |
4.0401 |
4.042 |
|
2 |
m |
4.040 |
4.039 |
4.0404 |
4.040 |
|
3 |
m |
4.040 |
4.038 |
4.0397 |
4.042 |
|
4 |
m |
4.041 |
4.040 |
4.0401 |
4.041 |
|
5 |
m |
4.040 |
4.039 |
4.0408 |
4.041 |
|
6 |
m |
4.040 |
4.040 |
4.0397 |
4.041 |
|
7 |
m |
4.039 |
4.039 |
4.0399 |
4.042 |
|
8 |
m |
4.040 |
4.041 |
4.0404 |
4.043 |
|
9 |
m |
4.041 |
4.039 |
4.0404 |
4.041 |
|
10 |
m |
4.040 |
4.039 |
4.0400 |
4.042 |
|
Durchschnitt | Arithmet. Mittel | mm |
4040.1 |
4039.3 |
4040.15 |
4041.5 |
Min | kleinster Wert | mm |
4039 |
4038 |
4039.7 |
4040 |
Max | grösster Wert | mm |
4041 |
4041 |
4040.8 |
4043 |
delta min | negative Abweichung | mm |
-1.1 |
-1.3 |
-0.45 |
-1.5 |
delta max | positive Abweichung | mm |
0.9 |
1.7 |
0.65 |
1.5 |
Standardabw. | mm |
0.5385 |
0.7810 |
0.3324 |
0.8062 |
|
Klasse I | max. zulässige Abw. | mm |
0.6 |
0.6 |
0.6 |
0.6 |
Anforderung erfüllt? |
nein |
nein |
nein |
nein |
||
Klasse II | max. zulässige Abw. | mm |
1.3 |
1.3 |
1.3 |
1.3 |
Anforderung erfüllt? |
ja |
nein |
ja |
nein |
||
Klasse III | max. zulässige Abw. | mm |
2.6 |
2.6 |
2.6 |
2.6 |
Anforderung erfüllt? |
ja |
ja |
ja |
ja |
Wenn man die Resultate dieses kleinen Tests genauer betrachtet, fällt auf, dass die Ergebnisse die der Geräte 1 und 3 weniger stark streuen, als die der anderen. Die Laserentfernungsmesser 1 und 3 sind beide gemäss ISO 16331-1 zertifiziert. Die Einhaltung dieser Norm bürgt also tatsächlich für eine besonders hohe Genauigkeit.
Die Geräte 1, 2 und 4 gehören zur Einsteigerklasse. Sie kosten alle deutlich weniger als einhundert Euro.
Das Gerät 3 ist das teuerste der getesteten. Es kann sich also bezüglich Genauigkeit auszahlen, wenn man über ein entsprechendes Budget verfügt. Dieser Entfernungsmesser hätte beinahe die zulässigen Abweichungen für die Genauigkeitsklasse I eingehalten!
Sigmund Kurtz meint
Hallo!
Der Test ist ja schon ein Par Tage alt. 🙂 Doch die Frage Nach der Genauigkeit ist immer noch aktuell.
Wie ist das mit einem Gerät, das eine Genauigkeit von 1,5 mm hat und ich 50 cm messe.
Habe ich da dann 0,15 mm Toleranz? Oder muss ich da bereits mit einer Abweichung von 1,5 mm rechnen und die Genauigkeit durch zB 10 Messungen bestimmen?
Was bedeutet es, wenn sich die Werte bis zu 4 mm unterscheiden – also 498 bis 502 mm aufweisen.
(Ideale Bedingungen vorausgesetzt und das Gerät nach DIN 16331-1 zertifiziert ist? Oder anders gefragt: „Verteilt“ ein billiger Meterstab seine Toleranz gleichmäßiger auf seine zwei Meter als ein Laserentfernungsmesser?)
Wozu also ein teures Gerät kaufen, wenn letzten Endes ein Meterstab (auf kurze Strecken) genauer ist und keine mathematische Operationen erfordert?
Willy Matthews meint
Danke für die Anmerkungen.
Es gibt Hersteller, die das Thema der Genauigkeit, klarer fassen: Es gibt dann einen Fehler, der unabhängig von der Messdistanz ist und einen der von der gemessenen Länge abhängt und mit dieser ansteigt.
Bei 50 cm sind 1.5 mm Fehler schon sehr viel. Ein Meterstab der Genauigkeitsklasse III darf auf 100 cm einen Fehler von 1 mm haben. Die Werte des Meterstabs erreicht ein ordentlicher Laserentfernungsmesser normal problemlos. Ich beziehe mich hier aber nicht auf die Billigstangebote, bei denen keinerlei Qualitätskontrolle stattfindet und die Ergebnisse sicher breit streuen können („Montagsgerät“).
Je nach Einsatzzweck kann ein Meterstab durchaus gute Dienste leisten und die Genauigkeit stimmen. Sobald die Distanz jedoch über 2 m beträgt, steigt das Risiko für Fehler und man muss rechnen. Auch beim Ausmessen z.B. von Fensteröffnungen hat ein Meterstab Nachteile, weil ich dann eigentlich zwei Meterstäbe brauche und wieder rechnen muss.
Für einen Laserentfernungsmesser empfehle ich, eine unveränderbare Testmessstrecke festzulegen, die dann mehrfach gemessen und protokolliert wird. Am besten macht man noch eine Vergleichsmessung mit einem anderen Entfernungsmesser (idealerweise ein nach DIN 16331-1 zertifizierter). So kann man das eigene Gerät immer wieder überprüfen und damit feststellen, ob es noch genau misst, falls es mal runtergefallen ist.