Der Erlkönig ist eine Ballade von J.-W. von Goethe, doch um diese soll es hier nicht gehen. Als Erlkönig wird auch ein Prototyp eines Fahrzeugs bezeichnet, bevor das Modell auf den Markt kommt. Oft sind diese Erlkönige noch getarnt oder fahren unter er Karosserie eines Vorgänger-Modells. Es gibt Fotografen, die in der Nähe von Teststrecken auf solche Fahrzeuge lauern. Solche Fotos können die Erlkönigjäger an die Medien verkaufen.
Jetzt fehlt nur noch der Zusammenhang zu Bosch… Gemeint ist hier nicht Bosch als Zulieferer von Fahrzeugkomponenten, sondern natürlich Bosch als Hersteller von Laserentfernungsmessern.
Auf einer Webseite, die die Neuigkeiten von Bosch im Bereich der Messtechnik präsentiert, gibt es ein überaus interessantes Hintergrundbild, das wir im Folgenden genauer unter die Lupe nehmen.
Das Foto zeigt von links nach rechts drei Messgeräte:
- Linienlaser GLL 3-80 CG Professional (gibt es seit einigen Monaten)
- Wärmebildkamera GTC 400 C Profesional (seit wenigen Wochen im Handel)
- Der „ERLKÖNIG“
Was kann man im Foto erkennen?
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Es handelt sich offensichtlich um einen Laserentfernungsmesser.
- Eine Modellbezeichnung fehlt auf dem Gerät oder wurde wegretouchiert. Alle aktuellen blauen Bosch Laser-Entfernungsmesser tragen die Modellbezeichnung auf der Frontseite, warum sollte der Erlkönig eine Ausnahme sein?
- Das Datum auf dem Display zeigt den 24.04.2017 und die Uhrzeit.
- Die Messebene kann wohl verstellt werden, da es eine Anzeige mit dem Hinweis auf die Hinterkante gibt.
- Bluetooth ist aktiv, also dürfte der Erlkönig kompatibel zur Measuring Master App sein.
- Eine Batterie- oder Ladeanzeige lässt vermuten, dass ein Akkumulator integriert ist.
- Es gibt einen Neigungsmesser der 90 Grad anzeigt.
- Es werden 3 Distanzen angezeigt.
- Das Wichtigste: Eine Kamera zeigt den Punkt an, der anvisiert wird. Das ist bei Messungen unter hellen Bedingungen sehr wichtig. Die Leica Disto-Geräte der oberen Kategorie haben solche sehr nützlichen Funktionen schon länger. Es gibt einen eigenen Beitrag „Entfernungsmesser für lange Distanzen und aussen“ hierzu.
- Es gibt Funktionstasten mit wechselnder Bedeutung, die im nächstgelegenen Display-Bereich definiert werden. Hier ist es wohl Speichern und Einstellungen.
Das sind die Fakten, die man aus dem Foto ableiten kann.
Zugleich stellen sich aber viele Fragen zum Erlkönig und zu den Umständen
- Was kann der Erlkönig sonst noch, was sich aus dem Foto nicht erschliessen lässt?
- Was wird solch ein Gerät kosten?
- Ist der Erlkönig real oder fake?
- Ist es ein Prototyp für ein konkretes Modell, das tatsächlich auf den Markt kommen wird?
- Wann kann man den „Erlkönig“ kaufen?
- Warum stellt Bosch ein Foto online, auf dem ein Gerät gross und deutlich dargestellt ist, das es noch nicht gibt und das wohl auch noch nicht angekündigt ist?
admin meint
In den Tagen seit der Erlkönig-Beitrag online ging, war ich nicht untätig.
Ich schaue mir im Moment die Wärmebildkamera GTC 400 C Professional an, mit deren Auslieferung Bosch gerade beginnt. Diese Kamera kommt in einer LBox mit einigen Unterlagen. Unter anderem liegt ein Flyer zu Apps und Schnittstellen bei.
In diesem Flyer ist der neue Laserentfernungsmesser auch abgebildet. Es gibt sogar 2 verchiedene Bilder: das eine ist identisch mit dem oben gezeigten. Das andere zeigt den Laserentfernungsmesser mit 4 gemessenen Entfernungen und dunkelblauem Display, das heisst ohne Kamerabild.
Bei einem Bild gibt es einen erläuternden Text: „GLM 120 C verfügbar ab Q2/2018“.
Damit ist das Rätsel um den Erlkönig gelöst und die Spannung auf den neuen Laserdistanzmesser ist noch grösser geworden. Zumindest die Reichweite von 120 m kann man aus der Modellbezeichnung ableiten. Mit dem Kamerabild rückt eine solche Entfernung durchaus in den Bereich des Möglichen. Mit dem Leica Disto D 510, der wie auch schon sein Vorgänger (Disto D5) ein Kamerabild bietet, konnte ich schon Messungen über 199 m machen.
Ich bin gespannt, was der Bosch GLM 120 C Professional über das oben hergeleitete hinaus noch bietet.