Preisgünstige Laserentfernungsmesser gibt es teilweise schon ab einem Preis von rund 20 Euro. Unter günstigen Bedingungen und auf eher kurze Distanzen können solche Geräte mit etwas Glück akzeptable Messergebnisse liefern.
Da stellt sich doch schnell die Frage, warum mehr Geld investiert werden sollte, wenn das günstige Modell ja auch schon präzise misst.
Hier soll nicht auf die Messgenauigkeit oder das Messen im Freien bei ungünstigen Lichtbedingungen eingegangen werden. Diese Themen wurden bereits angesprochen.
Leica Disto X3 und X4 mit DST360, Stativ und der Leica DISTO Plan App
Die Aufgabenstellung war in einem Altbau die einzelnen Zimmer einer Praxis aufzunehmen. Die Wände, Winkel und Türöffnungen der 6 Räume sollten erfasst werden.
Meine Wahl für die rasche und effiziente Vermessung fiel auf die Leica-Kombination aus:
- Disto X4
(für die Aufgabe wäre der Disto X3 genauso geeignet gewesen) - DST360 Stativ-Aufsatz
- Stativ Tri 120
- Android Smartphone mit Leica DISTO Plan App
(die App gibt es auch für iOS)
Wie würde mit einem klassischen Laserentfernungsmesser gearbeitet?
Wenn für die Messaufgabe ein normaler Entfernungsmesser eingesetzt würde, müsste jede Wand vermessen werden. Damit in den Räumen ohne präzise rechte Winkel die Winkel berechnet werden können, müssten viele Diagonalen gemessen werden und in einer Handskizze festgehalten werden.
In den Räumen stehen etliche Möbel teilweise auch grosse Schränke an den Wänden, so dass das Vermessen dieser Wände schwierig oder gar unmöglich ist.
Wie wird mit der Leica Disto X4 und DST 360 Kombination gemessen?
Zuerst wird das Stativ aufgebaut, was dank den Drehverschlüssen sehr schnell geht. Auf das Stativ Tri 120 wird dann der Adapter DST360 geschraubt. Dieser verfügt über eine Dosenlibelle, die kontrolliert und „ins Wasser“ gebracht werden sollte, indem die Stativfüsse angepasst werden.
Auf den Adapter wird dann der Disto X4 oder X3 geschraubt und mit der DISTO Plan App per Bluetooth verbunden. In der App wurde dann die Funtion „P2P-Messung“ und dann „Measure Plan“ ausgewählt. Mit dieser Funktion werden horizontale Grundrisse erstellt. Dazu werden die Höhen der einzelnen Messpunkte ignoriert und so alle Punkte in eine Ebene projiziert.
Der zentrale Unterschied bei diesem Vorgehen gegenüber dem klassischen Einsatz ist, dass nicht die einzelnen Strecken entlang der Wände erfasst werden, sonden die Abstände eines zentralen Punktes (dort wo das Stativ mit dem Disto X4 steht) und den einzelnen Ecken des Raums. Dabei werden auch die horizontalen und vertikalen Winkel festgehalten, die beim Weiterdrehen des DST 360 Adapters zum nächsten Messpunkt überstrichen werden.
Aus diesen Distanzen und Winkeln errechnet der Disto X4 bzw. die App die Distanz zwischen den nacheinander angezielten Punkten. Weil die App so die Enternungen und Winkel zwischen den einzelnen Punkten kennt, kann sie nicht nur eine Skizze sondern einen präzisen Plan zeichnen. Jede Messung wird unmittelbar im Plan umgesetzt. Wird in einem Raum der Punkt, mit dem begonnen wurde, ein zweites Mal gemessen, erkennt die App dies und fragt, ob dies der gleiche Punkt ist, so dass der Raum geschlossen werden kann.
Wie lange benötigte der Disto X4 für die 6 Räume?
Aus den Dateinamen, mit der die Räume von der App gespeichert wurden, kann auf die benötigte Zeit geschlossen werden, da im Namen der Zeitstempel vorkommt. Für die 6 Räume habe ich mit der Leica-Kombination weniger als 45 Minuten benötigt. In dieser Zeit ist der Auf-und Abbau des Stativ und Adapters inkl. des Disto X4 und der App inklusiv. Ein Raum wurde sogar ein zweites Mal erfasst. Beim zweiten Durchgang wurden die Türöffnungen nicht als offen erfasst sondern mit einer geschlossenen Linie, so dass die Fläche des Raum automatisch bestimmt werden konnte.
Wichtig für ein effizientes Vorgehen ist, das Stativ mit dem Entfernungsmesser günstig im Raum zu platzieren, so dass alle Ecken und relevanten Punkte von diesem Standort eingesehen werden können. Da die Höhe des Messpunkts bei „Measure Plan“ nicht beachtet werden muss, genügt es, wenn vom Standort aus z.B. die Raumecke über einen Schrank hinweg einsehbar ist.
Diese Ergebnisse liefert die DISTO Plan App
Die Pläne, welche die App von den einzelnen Räumemn erstellt hat, können exportiert werden; dazu stehen die folgenden Formate zur Verfügung:
- JPG
- PDF Basic
- PDF Pro (kleiner Bericht mit Angaben zu Projekt, Ort und zu den einzelnen Messungen)
- DXF 2D
- DXF 3D
- DXF raw
- DWG 2D
- DWG 3D
- DWG raw
Wenn die „raw“-Formate genutzt werden, werden die Punkte mit der Höhe weitergegeben. Damit eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten für weiter Messanwendungen (Fenster in Wänden, Dachschrägen, etc.)
Für den Auftraggeber der Messungen habe ich PDFs erstellt und gleich vom Smartphone aus versandt. Für diesen Bericht nutze ich den JPG-Export; allerdings sind die JPG nachträglich verkleinert und komprimiert worden. Ausserdem habe ich DWGs exportiert, um die Pläne später im CAD weiterbearbeiten zu können.
Aufwand mit klassischem Laserentfernungsmesser
Hätten die selben Räume mit einem klassischen Laserentfernungsmesser aufgenommen werden sollen, so wäre das zwar deutlich schneller als mit einem Zollstock gewesen, allerdings hätte es aufgrund der Komplexität und des Altbaus mit unterschiedlichsten Winkeln lange gedauert und es wäre nur eine vermasste Skizze entstanden.
Um die 6 Räume mit einigermassen vernünftiger Genauigkeit aufzunehmen wären rund 2 bis 3 Stunden erforderlich gewesen. Natürlich wäre das Resultat weniger genau weil bestenfalls die Entfernungen stimmen, die Winkel aber deutlich ungenauer wären.
Lohnt sich der Aufwand?
Diese Fragen kann in zwei Richtungen gestellt werden:
- Lohnt sich der finanzielle Aufwand für die Leica-Kombination mit Disto X4 und DST 360?
- Lohnt sich der deutlich längere Einsatz mit einem klassischen Laserentfernungsmesser?
Die Beantwortung der Fragen hängt klar vom Stundenansatz und der Häufigkeit solcher Messeinsätze ab.
Neben diesen quantitativen Argumenten sollten aber die qualitativen nicht vergessen werden, weil mit den Leica Geräten ein echter und genauer Plan entsteht, der weiterbearbeitet werden kann. Die exportierten Daten können einfach an Kunden abgegeben werden und zeugen dabei von Kompetenz und Effizienz. Als Kunde zahle ich gerne einen höheren Stundenansatz, wenn ich erkenne, dass schnell und genau gearbeitet wird. Damit relativiert sich der auf den ersten Blick hohe Preis von rund 1’300 Euro für die Ausrüstung und allenfalls noch geringe Gebühren für die App. Im professionellen Einsatz lohnen sich diese Aufwände schnell.
Die Räume wurden auch als CAD-Daten im DWG-Format exportiert. Im nächsten Bild ist das DWG-raw-Format zu sehen, bei dem die Punkte einzelnen Messpunkte ihre Höhe behalten haben. Die Perspektive ist aus einem schrägen Winkel, so dass die Höhenunterschiede erkennbar werden.
Schreibe einen Kommentar